Düsseldorfer Straße 102 - Ehemaliges Saarner Postamt
Lt. Bericht der Mülheimer Zeitung vom 11.02.1928 sollte dieses Postamt nach Plänen der Mülheimer Stadtverwaltung gebaut werden. Eine erste Planung, über die diese Ausgabe auch mit einem Bild berichtet, wird jedoch aus Kostengründen verworfen.
Nach einem weiteren Bericht dieser Zeitung vom 30. Mai 1928 sind „erste Geländearbeiten in Angriff genommen. Es ist vorgesehen, dass das Gebäude am 01.11.1928 bezugsfertig wird“. Der Saarner Postmeister Dehnen habe sich sehr um diesen Neubau bemüht, wird berichtet. Er werde die Dienstwohnung im 1. Obergeschoss beziehen. Im Postamtsgebäude werden zwei Fernsprechzellen, eine für Orts-und Nachbarverkehr und eine für Ferngespräche, errichtet. Diese zwei Zellen gab es auch noch in den 1950er Jahren. Die Ferngespräche wurden vom Schalterbeamten vermittelt; Ortsgespräche konnten nach Einwurf der zwei Groschen-Münzen selbst gewählt werden, so erinnern sich ältere Saarner an damalige Gegebenheiten.
Vor Fertigstellung des Neubaus müssen sich die Kunden in einer Schlange vor dem ehemaligen Postgebäude, das im Haus Düsseldorfer Str. 101 besteht, anstellen, um ihre Rentenbeträge in Empfang zu nehmen. Zukünftig werde dies entfallen, stellt die Reichspost zum Neubau im Jahre 1928 in Aussicht.
Der Neubau dieses Gebäudes werde die Infrastruktur im Dorf Saarn deutlich verbessern, berichtete die Presse weiter. Denn mit dem Neubau werde auch die Kanalisation in Saarn weiter ausgebaut. Die an Landwirtschaft erinnernden Gerüche beim Abpumpen der Jauchegruben könnten im Saarner Dorfbereich entfallen, wird in diesem Pressebericht erwähnt.
Die Sand-, Maurer-, Putz- und Zimmererarbeiten sind dem Mülheimer Baugeschäft Friedrich Atzert übertragen, informiert die Mülheimer Zeitung.
Die Auszahlung der Renten erfolgt in den Jahren nach dem Krieg, als es noch keine bargeldlose Rentenzahlung gibt, zum Monatsende in dem von außen zugänglichen Anbau der Gaststätte von Paul Schilling, Düsseldorfer Str. 147. Hier sitzen die Mitarbeiter/Innen an zwei verschiedenen Schaltern und zahlen die Renten in bar aus.
Bis zum 28.02.1957 ist dieses Postamt „Mülheim an der Ruhr – Saarn“ ein selbständiges Postamt (4330 Mülheim an der Ruhr 13). Zum 01.03.1957 wird es der Mülheimer Hauptpost als Zweigpostamt angegliedert.
Als in den Monaten von April bis Oktober 1961 Umbauarbeiten im Innenbereich vorgenommen werden, ist das Postamt für die Zeit der Bauarbeiten im Saarner Bahnhofsgebäude ansässig.
Ein weiterer Umbau erfolgt im Jahre 1987. Die NRZ berichtet in ihrer Ausgabe vom 30.01.1987 davon, dass sich das Postamt nach dreimonatiger Umbauzeit in neuem Glanz präsentiert. 400.000 DM habe es gekostet, die Fugen der Fassade instand zu setzen und zu erneuern. Innen seien die Beleuchtung, die Heizung und die Einrichtung erneuert worden.
Im Jahre 2008 schließt das Saarner Postamt.
Die Familie Menzen erwirbt das Gebäude, kann ihre Absicht, hier ein Café zu errichten, wegen baurechtlicher Probleme jedoch erst im Jahre 2011 realisieren. Bis zum 31.12.2020 führt Heidi Menzen mit ihren Mitarbeiterinnen ihr „Café Menzen“, das gerne und gut besucht wird. Im Mai 2024 eröffnet Selvete Ramosaj hier „Sally’s Café“.
Im Hof des Postamtes wird in den 1950/1960er Jahren das Fernmeldeamt Saarn errichtet. Seit dem Jahr 2003 nutzt die im Jahre 1983 gegründete Elterninitiative „Kichererbsen“ das Gebäude zur Kinderbetreuung.
Postagenturen befinden sich aktuell an der Düsseldorfer Str. 29 und Zur Alten Mühle 4.
Für die Richtigkeit: „Ein Projekt des
Wilhelm von Gehlen Stammtisches Aul Ssaan“