Otto-Pankok-Straße 63

Otto-Pankok-Str. 63


Denkmal

Denkmal - Äbtissinenhaus des Klosters und Geburtshaus von Otto Pankok

Dieses Gebäude wurde 1735 durch die Äbtissin des Klosters Saarn, Maria-Theresia von Reuschenberg, errichtet und von ihr bewohnt.

Das Denkmälerverzeichnis der Stadt Mülheim an der Ruhr beschreibt dieses Haus als

„Zwei-geschossiges Traufenhaus, aus Fachwerk, verputzt und gestrichen, fünf Fensterachsen und Mitteleingang, Walmdach, über der Tür das Wappen der Erbauerin.“

Im tonnengewölbten Keller, an der Ostseite des Hauses, zeugt ein zugefüllter Brunnen von der einstmals vorhandenen Wasserversorgung.

Nach der Säkularisation des Klosters im Jahre 1808 gelangte das zuvor zum Güterbesitz des Klosters gehörende Haus an verschiedene Eigentümer, bevor es 1891 vom Sanitätsrat Dr. Eduard Pankok käuflich erworben wurde. Er richtete in diesem Hause seine Arztpraxis ein, die der Sohn Adolf später übernahm und fortführte.

Hier wurde am 06. Juni 1893 Otto, als jüngerer Sohn der Eheleute Dr. Eduard Pankok und seiner Ehefrau Marie, geb. Frühling, geboren. Seine Mutter förderte sein Interesse an der Kunst und richtete ihm in einem Gartenhaus ein erstes Atelier ein. Nach seinem Abitur im Jahre 1912 in dem Mülheimer Gymnasium, das seit 1974 seinen Namen trägt, widmete er sich einem Kunst-Studium, das er jedoch bald aufgab, weil er sich vom reglementierten Studienbetrieb zu sehr eingeengt fühlte. Vielmehr nutzte er verschiedene Reisen zur autodidaktischen Fortbildung.

Im Jahre 1921 heiratete er die aus Düsseldorf stammende Journalistin Hulda Droste; 1925 wurde die Tochter Eva geboren.

Seine Lebensdevise „Du sollst krass ablehnen, was dir nicht passt“ führte schon früh zu Zerwürfnissen mit den nationalsozialistischen Machthabern des III. Reiches. Schon im Herbst 1933 wurden seine Beiträge für die Ausstellung „Westfront“ in Essen wieder abgehängt. Die politische Entwicklung veranlasste ihn im Jahre 1935, seinen Wohnsitz in Düsseldorf, wo er mit Roma- und Sinti-Angehörigen im „Heinefeld“, einer „wilden“ Siedlung auf der Golzheimer Heide, gelebt hatte, aufzugeben. Fortan zog er sich mit seiner Familie „auf’s Land zurück“ und nutzte verschiedene Unterkünfte, z.B. in Gildehaus, in der Grafschaft Bentheim, in Bokeloh, bei Meppen, sowie in der Eifel.

1946 kehrte er nach Düsseldorf zurück und erhielt eine Berufung zur Lehrtätigkeit als Professor an die Kunstakademie, die er bis 1958  ausübte. Zu seinen Schülern in den ersten Jahren gehörte u.a. auch Günter Grass. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1958 zog er in das Haus Esselt in Hünxe-Drevenack, wo sich heute das Otto-Pankok-Museum und auch das Otto-Pankok-Archiv befinden.

Als „Genie mit dem Kohlestift“, wie ihn die NRZ in einem Bericht am 02.03.2010 bezeichnete, schuf er über 6.000 Kohlezeichnungen, beinahe 800 Holzschnitte, über 800 Radierungen, ca. 500 Lithografien, Steinschnitte und Monotypen sowie über 200 Plastiken.

Eine solche steht seit dem 29.05.1983 vor dem Haus Düsseldorfer Str. 12, die er als Darstellung des Mädchens Ehra aus der Siedlung im Düsseldorfer Heidefeld geschaffen hat.

Zu den bekanntesten Werken von Otto Pankok gehören sicherlich der in den Jahren 1931–1934 entstandene und aus 60 Kohle-Zeichnungen bestehende Zyklus „Die Passion“ wie auch der Holzschnitt „Christus zerbricht das Gewehr“. Dieses Werk fand weltweite Beachtung, weil es von Papst Pius XII. Anfang der 50er Jahre mit dem Apostolischen Segen gewürdigt wurde und es zudem von der Internationalen Friedensbewegung als offizielles Symbol verwendet wird.

Als er im Jahre 1965 von der Stadt Mülheim an der Ruhr mit dem Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet wurde, entgegnete er dem Oberbürgermeister Heinrich Thöne „Ick ssinn ke-ine Mölmsche, ick ssinn en’ne Ssaansche“ (Ich bin kein Mülheimer, ich bin ein Saarner), womit er seine Verbundenheit zum Dorf Saarn einmal mehr unterstrichen hatte.

Er starb am 20.10.1966 in Wesel.

Die Familie Pankok verkaufte das Haus mit großem Garten im Jahre 2008. Es wurde vom Erwerber umfassend saniert und in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde restauriert. Äußerlich erkennbar ist ein auf der Hinterseite angefügtes Treppenhaus, das einen eigenständigen Zugang zur Wohnung in der ersten Etage ermöglicht.

Der Sturm „Ela“ hat Pfingsten 2014 einen sehr hohen Schaden am wertvollen, weil sehr alten Baumbestand des hauseigenen Gartens angerichtet. Dieser Garten zeigt sich nach der Neugestaltung im Jahre 2015 viel aufgeräumter und überschaubarer als in der Zeit vor „Ela“.

Südlich des Hauses liegt hinter dem Zaun an der Otto-Pankok-Straße, eingebunden in den Garten, ein ca. 6 t schwerer Stein, der als Bodendenkmal ausgewiesen ist. Er soll aus dem Bereich der 1920 erbauten Saarnberg-Siedlung stammen und auf Holzstämmen zu seinem jetzigen Standort gerollt worden sein.

 

Für die Richtigkeit:                                                            „Ein Projekt des Stammtisches „Aul Ssaan“

F. Wilhelm von Gehlen

Share by: